Die Hainich-Saga von Matthias Kaiser - Sechzehntes Kapitel

Grillen, Knollen, HAINICH-Gürkchen

Kaum erwärmen im zeitigen Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen Luft und Boden, überfällt den Mitteleuropäer - besonders aber den Thüringer - der Drang, einen Teil seiner Nahrung über offenem Feuer zu rösten. Er grillt! Womit er einem der Urinstinkte seiner Ahnen folgt. Nachdem ein Blitz etwas dürres Holz oder Laub entfacht hatte, begannen sie schlagartig, das Viehzeug, dem es nicht gelungen war, schnellstens das Weite zu suchen, auf offenem Feuer gebrutzelt zu verzehren. Aber dieser Themenbereich wurde ja schon ausgiebig an anderer Stelle der Hainich-Saga beleuchtet.

Auch das Beiwerk, das unsere europäischen Vorfahren zu ihrem Gegrilltem vertilgten, war bescheiden. Wilde Gräser, Kräuter, Moose oder bitter schmeckende Flechten wurden zum Mammut-Hüftsteak gereicht.

Erst viele Jahrtausende später bereicherten Fladenbrote und Breie die Speisekarte von Neandertaler & Co. Und sozusagen auf den letzten Drücker der Evolution betrat der heutige Beilagen-Star die Grillbühne: die Kartoffel. Erst Anfang des 16. Jahrhunderts, gewissermaßen als erduldeter Beifang neben Gold und Silber von spanischen Seefahrern in Europa eingeschleppt, entpuppte sich die Erdknolle als der eigentliche Schatz.

Entdeckt hatten ja die spanischen Eroberer die Kartoffel bekannterweise in den südamerikanischen Anden. Später fanden Archäologen dort 13.000 Jahre alte Spuren wildwachsender Formen. Inzwischen bilden Kartoffeln rund um Erdball gemeinsam mit Mais und Reis die Grundlage unserer Ernährung.

Während die Menschen in zahlreichen Ländern heute zum Grillgut Kartoffeln in oftmals recht abenteuerlichen Varianten bevorzugen, schwören die Mitteleuropäer, besonders wir Deutschen, jedoch auf den Kartoffelsalat.

So verwundert es nicht, dass es ähnlich wie beim Thüringer Kloß – aber auch bei zahlreichen anderen Gerichten der sogenannten bürgerlichen Küche – unzählige Varianten Kartoffelsalatzubereitung gibt. 

Da ich als bekennender Thüringer regionale Gerichte bevorzuge, möchte ich Ihnen natürlich zuerst einmal mein Lieblings-Kartoffelsalat-Rezept verraten. Ihnen jedoch auch gleichzeitig Mut machen, selbst herauszufinden, aus welchen Zutaten Sie einen Kartoffelsalat zaubern können, der nicht nur Sie, sondern auch Ihre Familie und Freunde begeistert. Noch dazu, wo es inzwischen ein großes Heer schmackhafter Zutaten gibt, mit denen wir diesen Klassiker veredeln können. Und das nicht nur als notwendige Ergänzung des Grillens. Kartoffelsalat besitzt durchaus das Format, eines eigenständigen Gerichtes.

Beim Grillen bevorzuge ich indes die Klassiker der Thüringer Heimwehküche und verzehre zu meinem Kartoffelsalat entweder ein über Holzkohle gegrilltes Rostbratwürstchen oder eines der vorher mariniertes Rostbrätl. Habe ich großen Hunger, gern auch beides.

Also frisch an die Knolle.